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WAS IST DER PLAN? Editorial zur Ausgabe 4/2025

Veröffentlicht am 15. Oktober 2025
| Verfasst von Frank Augustin

Vernünftig planen? Im Kapitalismus? Come on! Wenn Profit das oberste Gebot ist und man bei jedem Vorhaben erst mal den Wachstumsgott um Erlaubnis fragen muss, bleibt für sinnvolle, gemeinwohlorientierte Planung wenig Spielraum.

Erstaunlicherweise wird die kapitalistische Un-Ordnung ausgerechnet von jenen am vehementesten verteidigt, die sich als Konservative bezeichnen. Also nicht gerade von Leuten, die mit einem „CHAOS“-Tattoo herumlaufen. Dennoch sind die Konservativen die treuesten Anhänger*innen der Wachstumsreligion! Und befördern damit Naturzerstörung unfassbaren Ausmaßes, Klimachaos, soziale Konflikte, Kriege um Rohstoffe, die Auflösung regionaler Strukturen etc. pp. Habe ich da conservare – bewahren, erhalten – irgendwie falsch verstanden? Konservative nehmen den wildesten Neofeudalismus in Form von Wirtschafts- bzw. Geldadel hin, akzeptieren gänzlich irrationale Hierarchien in Unternehmen, in Familien oder zwischen den Geschlechtern. Sie lassen es sehenden Auges geschehen, dass die Lebensgrundlagen ihrer eigenen Kinder vernichtet werden. Und warum? Will Gott so! Also der Markt. Und überhaupt: Man müsse eben moralische Bedenken hintanstellen, wenn man Geld verdienen will … Tatsächlich sind Konservative also selbst die Chaoten, vor denen sie sich so fürchten.

Heißt? Wenn Dinge wie „Wachstum“, „Arbeitsplätze“ oder „Standortsicherung“ bei Planungen als Argumente angeführt werden, ist dies künftig strikt zurückzuweisen. Die Lage ist zu ernst für solche Kindereien. Wachstum ist die größte Bedrohung der Menschheit, Arbeit wird es künftig wegen abnehmender Maschinisierung (aufgrund fehlender Treibstoffe und Ersatzteile) mehr als genug geben und anstelle von Standorten gilt es, Menschenleben zu sichern. Demokratie und Daseinsvorsorge müssen künftig immer den Vorrang haben – bei allem, was wir planen. Es ist Zeit. Zeit, das Chaos zu beenden.

Hm.
Hört sich das konservativ an?

Ihr Frank Augustin
Chefredakteur, faugustin@agora42.de

Anm. d. Red.: Dass es trotz der chaotischen Umstände – oder gerade wegen ihnen – wichtig ist, sich mit Planung zu beschäftigen und dass realistische Planung sogar in diesen Zeiten möglich ist, das zeigen die tollen Autor*innen in dieser Ausgabe. Ein riesengroßes Dankeschön geht an sie alle, denn es ist uns bewusst, dass es immer schwieriger wird, sich die Zeit für einen Beitrag – oder ein Interview – freizuschaufeln!

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